Entstehung und Entwicklungsgeschichte
Die Stadt Siegburg zählte im Jahre 1900 rund 14000 Einwohner, nachdem die Einwohnerzahl in den vorangegangenen zehn Jahren durch die Vergrößerung der damals vorhandenen staatlichen Munitionsfabriken - Geschoßfabrik und Feuerwerkslaboratorium - um rund 6000 gestiegen war. Die Bevölkerung setzte sich zusammen aus einem gesunden Mittelstand (Geschäftsleuten und Beamten), der etwa ein Viertel, und einem Arbeiterstand (Angehörige der beiden genannten Munitionsfabriken und einer großen Kattundruckerei), der etwa drei Viertel der Einwohner ausmachte. Die Arbeiter der staatlichen Werke, die zu einem erheblichen Teil von auswärts zugezogen waren, wohnten überwiegend in Mietwohnungen. Dennoch konnte man von einer zahlenmäßigen, einer „quantitativen" Wohnungsnot, wie man sich damals ausdrückte, nicht sprechen.
73 Wohnungen standen leer, worunter sich allerdings viele menschenunwürdige Wohnungen befunden haben sollen. Die eigentliche Wohnungsnot war „qualitativer" Art. Es mangelte den Arbeitern vor allem an ausreichendem und an gesundem Wohnraum. „Von 60 durch den Bürgermeister der Stadt besichtigten Häusern mit meist zwei bis drei Wohnungen war die Hälfte in gesundheitlicher und sittlicher Beziehung durchaus unzureichend und zum Teil menschenunwürdig."
Das war der Hintergrund, vor dem die Bemühungen einsetzten, eine Baugenossenschaft zu gründen, deren Hauptziel es sein sollte, unbemittelten Familien gesunde und zweckmäßige Wohnungen in eigens erbauten Häusern zu niedrigen Preisen zu verschaffen.